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Sprüche
„Wem ein Lächeln fehlt, dem fehlt ein Flügel“
(Truman Capote)
Leben lernen
Gedanken zur Jahreswende
Von der Sonne lernen,
zu wärmen,
von den Wolken lernen,
leicht zu schweben,
von dem Wind lernen,
Anstöße zu geben,
von den Vögeln lernen,
Höhe zu gewinnen,
von den Bäumen lernen,
standhaft zu sein.
Von den Blumen
das Leuchten lernen,
von den Steinen
das Bleiben lernen,
von den Büschen im Frühling
Erneuerung lernen,
von den Blättern im Herbst
das Fallenlassen lernen,
vom Sturm
die Leidenschaft lernen.
Vom Regen lernen.
sich zu verströmen,
von der Erde lernen,
mütterlich zu sein,
vom Mond lernen,
sich zu verändern,
von den Sternen lernen,
einer von vielen zu sein,
von den Jahreszeiten lernen,
dass das Leben
immer, an jedem Tag,
von neuem beginnt ...
Ute Lalendorf | |
Ein Jahr geht wieder in die
Nacht zurück –
Und du fragst dich: was hat
es dir gegeben,
an Freude, Leid, Enttäuschung,
Glück. –
War es dir wert, dein
Leben?
Ein Jahr steigt langsam in
das Licht – und du fragst
wieder dich:
Was wird es bringen, an
Liebe, Haß, Erfolg, Verzicht,
-
Wie wird es dir gelingen?
Nur Einer weiß, was immer
dir bestimmt!
Laß gläubig es dabei bewenden:
Was ER dir gibt, -
Was ER dir nimmt, es
kommt aus SEINEN Händen! |
Die Schneckenplog
I hob a Gartl weils mia gfreit,
und des nit nur als Zeitvertreib,
i kauf die Pflanzen, setz sie au,
damit i a wos Gsundes hau,
des ganze Gartl setz i vull,
hort woart i drauf, dass wochsn sull.
Vüle Stunden steah i drinn,
giaß und zupf, hot olls sein Sinn,
i moch die Oarbeit wirkli gern,
doch manchmol kinnt i grantig werdn,
do kemmen über Nocht die Schneckn
und lossn sich mei Gemüse schmeckn.
Wann i mein Nochbar des erzöhl,
sogt er nur „du meiner Söl“,
des is a Gfret, i kaus verstiah,
a Schneck aufn Gemüse is nit schia,
bei mir, sogt er, is ehrlich woh,
do woar noch nia a Schneckn do.
Hiaz werd i wüld, mir wirds zu dumm,
i nimm die Schneckn und drah´s um,
schleichts enk hiaz, auf der Stöll,
und geahts zum Nochbarn, ober schnöll,
i hob enk lang genug ertrogn,
hiaz sull si mei Nochbar mit enk plogn.
Am nächsten Morgen in der Friah
muaß i schnöll ins Gartl giah,
i hob ghofft, dass mir mein Trick
vielleicht bringt a bisserl Glick,
dass sich die Schneckn rüber traun,
wenn sie schon zum Nochbarn schaun.
I muaß enk sogn, i woar geschockt,
weil Schneck an Schneck im Gartl hockt,
die dummen Viecher hobn´s nit kapiert,
i glaub, sie hobn´s gor nit probiert,
die Schneckn denkn, sie san do geborn,
und drum zum Haustier auserkorn.
Des is zum Rean und nit zum Lochen,
die gfollts bei mir, wos sull i mochen.
Mariandl
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| Da Maibam
I wullt vor ua poar Togn
irgendwos zur Gmeinde trogn,
do hob i unsern Maibam gsehn
und sofort gwisst, do is wos gschehn,
so kurz und ozwickt schaut er aus
is fost a Schand für´s Gmeindehaus.
Mit der Sekretärin hob i gred,
sie muant a, des is a Gfrett,
glei hot sie mir dann erzöhlt
wiaso a Stück vom Maibam föhlt,
und wia sich des ganze so zuatrogn hot,
aber jammern is hiaz eh schua z´spot.
Wia olle Joahr hobn´s den Bam her brocht
und zum Aufstölln fertig gmocht,
kunstvull Rindn assi gritzt
und des Datum eini gschnitzt.
Kranzl gfl ochtn, mit Bandln verziert,
Woppen und Fahnen drauf montiert,
a frischer Wipfl no, dann hobn oll hort,
mit Freid aufs Maibam auf stölln gwort.
Bis des olls fertig is, brauchts sei Zeit,
is horte Arbeit für die fl eißigen Leit,
vüle Stunden gehn do drauf,
doch d´Freid am Maibam wiagt des auf.
San immer die gleichen wia i muan,
die für die Andern die Arbeit tuan,
drum kau i des ehrlich guat verstiah,
wannst stulz zum fertigen Bam wullst giah
und du gsiachst genau in der Mittn,
hot irgendwer den Bam durch gschnittn.
Im ersten Schock kinnst zuwi rean,
doch hülft kua jammern und kua plearn,
umsunst wor die Arbeit und die Zeit,
schnöll repariern, wanns a niamb gfreit,
des Beste draus mochn, so wia´s holt geaht,
dass trotzdem am Abend der Maibam steaht.
Do frogst di ehrlich, wer kau so wos mochn,
is wirkli nit witzig und goar nit zum Lochn,
steckt sicher nur Dummheit dahinta,
kinnst muan des san no kluane Kinda,
vielleicht lost sie die Schand kua Ruah,
mit Brauchtum hot des nix mehr z´tua.
Brauch is nur in der ersten Nocht,
doch do wird der Bam meistens bewocht,
Gott sei Dank des hot funktioniert,
wal in der Nocht hot´s no wer probiert.
Aber unsere Buam, die san auf Droht,
hobn iahm dawischt beim Sageln grod,
vor lauter Schreck dass iahm nit fossen,
hot er des Sagl stecken lossen.
Der orme Bam is schia zerschunden,
zwoa Attentate hot er überwunden.
Drum is unser Bam heier nit so schia,
hiaz wissen´s oll und werdns verstiah,
trotzdem steaht er stulz, is eh kloar,
nebn dem Gmeindehaus, wia olle Joahr.
Dank seiner Retter, die guaten Leit,
geaht er vielleicht in einiger Zeit,
als Maibam mit Sagl ins Gschichtebuch ei
und wird bei ollen unvergesslich sei.
Mariandl
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Schicke alle Sorgen in die Sommerpause und
spaziere nur noch auf der Sonnenseite des Lebens!
Blumen sind das
Lächeln der Erde
Ralph Waldo Emerson
(1803-1882)
Blüht eine Blume, zeigt sie uns die
Schönheit.
Blüht sie nicht, lehrt sie uns die
Hoffnung.
Chao-Hsiu Chen
Mei neier, feiner Stöckelschuah
I wullt zum Ball giah schua immerzua
an schicken, feinen Stöckelschuah,
hob bold uan gfunden der mia gfohlt
hobn auprobiert und a glei zohlt.
San ungwohnt gwen die erstn Schritt
bin umgnickt fost bei jedn Tritt,
haun nit laung trogn, i werd verruckt
hot mia mei feiner Schuah scho druckt.
I hätt mia mit mein Schuah so gfreit
es kimmt jo hiaz die Foschingszeit,
zum Ball giah und zum Tanzen wara gedocht
doch Freid hot mia mei Schuah nit gmocht.
Mia wüll jo heit mei Mau da Hans
einloden zum Foschingstanz,
hiaz is so weit, wa wirkli schia
doch i kaun jo nit borfuss giah.
I muaß iahm leider ehrlich sogn
des Tanzen werd i nit vatrogn,
hob Blosn auf´n Zeachan vorn
und hinten druckt mei Fersensporn.
I kau nit amol richtig stiah
und goar kua Red vom schmerzfrein giah,
mit mein neien Schuah hob i mei Gfrett
blei gscheiter dahoam und geah ins Bett.
Des oane woas i mit Sicherheit
beim Schuah kafn vergiss i die Eitelkeit,
nimm an flochen bequemen, is zwoar nit so schia
dafür druckt koa Zeachen, und i kau damit giah.
Mariandl
Der kaputte Krug
Ein indischer Wasserträger
trug an einer über seine
Schultern gelegten Holzstange
zwei große Krüge.
Einer der Krüge war rissig
und verlor unterwegs meist
die Hälfte des Wassers, während
der andere bis zum
Haus des Meisters nie einen
Tropfen verlor.
So ging das etwa zwei Jahre
lang. Während dieser Zeit
lieferte der Wasserträger immer
nur eineinhalb Krüge
Wasser bei seinem Meister
ab. Natürlich war der Krug
ohne Risse stolz darauf,
tagtäglich die gesamte Wassermenge
zu transportieren,
ohne zu versagen. Der kaputte
Krug schämte sich hingegen
wegen seiner Mängel.
Er fühlte sich schlecht, weil
er seine Aufgabe immer nur
zur Hälfte erfüllen konnte.
Nach zwei für den kaputten
Krug schwierigen Jahren
sagte dieser zum Wasserträger,
als dieser ihn gerade mit
Wasser füllte:
„Ich schäme mich so und bitte
dich, mir zu vergeben…“
„Aber wieso? fragte der Wasserträger.
Weshalb schämst
du dich?“
„Seit zwei Jahren schaffe ich
es jeweils nur, die Hälfte des
Wassers bis zum Meister zu
transportieren. Und das alles
wegen dieses
Risses,
welcher
das Wasser
durchsickern lässt.
Wegen mir
kannst du
trotz großer
Anstrengung
immer nur
einen Teil
des geforderten
Wassers abliefern
und
kriegst deshalb
nicht
die verdiente Anerkennung
für deine Dienste“, erklärte
der kaputte Krug.
Gerührt über dieses Geständnis
und voller Mitgefühl für
den Krug antwortete der
Wasserträger: „Ich möchte
dich nun um etwas bitten.
Gleich nachher wenn wir
uns auf den Rückweg zum
Meister machen, möchte ich,
dass du die Blumen entlang
des Weges betrachtest…“
Tatsächlich
war
der ganze
Weg den
Hügel hinauf
mit
Blumen
gesäumt,
welche im
Sonnenlicht
wunderbar
leuchteten. Dieser
Anblick
war Balsam
für
die Seele
des Kruges. Aber am Ende
des Weges überkam ihn wieder
große Traurigkeit: Er
hatte erneut die Hälfte des
Wassers unterwegs verloren!
Da sagte der Träger zum
Krug: „Ist dir nicht aufgefallen,
dass all die wunderbaren
Blumen nur auf deiner Seite
des Weges blühen und dort,
wo ich den intakten Krug
trage, kaum welche wachsen?
Ich wusste schon lange,
dass du einen Teil des Wassers
verlierst und habe daraus
einen Nutzen gezogen.
Ich habe Blumensamen auf
deiner Seite des Weges gesät
und jeden Tag gießt du diese
mit deinem kostbaren Wasser.
Dank dir konnte ich in
den letzten zwei Jahren wunderschöne
Blumen pflücken,
welche den Tisch des Meisters
schmücken. Ohne dich
hätte ich nie solch frische,
schöne und bunte Blumen
finden können.
Erst jetzt hatte der Krug
begriffen, dass auch er - auf
seine Weise - etwas zum
Glück der Welt beitrug.
Autor unbekannt
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